Interview: “Ich finde es schön, mit idealistischen Leuten zu arbeiten”

Das Veganaut-Team hat Verstärkung erhalten: Sophie Schärer. Yeah! Im folgenden Interview unterhalten wir uns u.a. über Startups, Veganer*innen, Idealismus und “böse” Internetunternehmen.

Sophie Schärer
Sophie Schärer

Sebastian Leugger: Du hast am 11. Juni im Rahmen des Impact Hub Zürich Summerpreneurship Programms ein dreimonatiges Praktikum bei Veganaut begonnen. Was gefällt dir an der Arbeit in einem Startup?

Sophie Schärer: Ich liebäugle schon länger mit der Startup-Szene, hatte bis jetzt aber noch nicht den Mut, etwas eigenes zu starten.

Durch die Arbeit bei Veganaut bekomme ich einen Einblick in die Entwicklung eines Unternehmens in den Kinderschuhen und erlebe hautnah mit, welche Herausforderungen sich dabei stellen. Zudem hoffe ich mit meiner Arbeit als Business Developer dazu beitragen zu können, dass Veganaut sich erfolgreich weiterentwickelt. Alles Erfahrungen, die lehrreich und spannend sind und in meinem späteren Berufsleben sicher nützlich sein werden.

Ganz besonders gefällt mir auch die Abwechslung. Jeder Tag ist anders, ich habe immer wieder neue, vielseitige Aufgaben, und sogar mein Arbeitsort wechselt praktisch jeden Tag.

Du hast beim Vorstellungsgespräch gesagt, du seist nicht Veganerin. Was gefällt dir an der Arbeit in einem veganen Projekt wie unserem?

Ich bin zwar nicht Veganerin, würde mich aber als Veganismus-Sympathisantin bezeichnen. Durch die Arbeit bei Veganaut komme ich aktiver als früher mit veganen Produkten in Kontakt und entdecke dabei immer wieder neue tolle Sachen, von denen ich vorher gar nicht wusste, dass sie existieren. Meine private Einkaufsliste ist auf jeden Fall schon mal angewachsen.

Ausserdem finde ich es schön, mit idealistisch (und nicht finanziell) motivierten Leuten zusammenzuarbeiten, die voll und ganz hinter dem stehen, was sie machen.

Da du Jus studierst, habe ich dich gebeten, meine Entwürfe für die Nutzungsbestimmungen von Veganaut.net zu überarbeiten. Ich bin mit diesen Entwürfen etwas am hadern. Ich teile die Kritik an Internet-Unternehmen wie Facebook oder Google, die sich alle möglichen Rechte zur kommerziellen Nutzung unserer Daten herausnehmen, die uns gegenüber aber keinerlei Pflichten eingehen und z.B. jede Haftung ablehnen, wenn im Zusammenhang mit ihren Dienstleistungen Schäden entstehen. Mir gefallen Utopien wie die, die Jaron Lanier in seinem Buch “Who Owns the Future?” entwirft: Alle Stakeholder sollen einen fairen Anteil am kommerziellen Potential ihrer Daten haben, genau wie an den damit verbundenen Risiken. Beim Formulieren der Nutzungsbestimmungen von Veganaut.net habe ich dann aber gemerkt, wie schwierig es ist, eine solche Utopie in konkrete Vertragsbestimmungen zu übersetzen. Meine Entwürfe sahen am Ende alle mehr oder weniger wie klassische Nutzungsbestimmungen aus, was mich als Lanier-Fan nicht besonders inspiriert. Wie ergeht es dir so?

Ich sehe das ähnlich wie du, bin aber der Meinung, dass auch “klassische” AGB benutzerfreundlich sein können.

Denn häufig ist das Hauptproblem ja nicht die ungleiche Verteilung der Rechte und Pflichten (die vor Gericht übrigens meist sowieso keinen Bestand hat), sondern die unnötig langen, absichtlich verwirrend formulierten Klauseln. So haben die Benutzer*innen meist gar keine Chance, sich eine eigene Meinung zu bilden und sich gegebenenfalls zu wehren.

Deshalb versuche ich, die Nutzungsbestimmungen so einfach und verständlich wie möglich zu gestalten. Das fängt bei der Darstellung an, geht mit der Sprache weiter… und natürlich sollte auch nur das drinstehen, was wirklich nötig ist. Besonders mit letzterem kämpfe ich noch etwas.

Für rechtliche Experimente haben wir keine Kapazitäten, aber ich bin überzeugt, dass wir bereits mit einfachen Mitteln eine faire (wenn auch nicht perfekte) Lösung für alle finden können.

Eine andere Aufgabe von dir ist es, eine Übersicht möglicher Kunden und Kundinnen von Veganaut zu erstellen, d.h. eine Übersicht von Unternehmen oder Personen, die für Services von Veganaut etwas bezahlen würden. Was ist dir dabei bis jetzt aufgefallen?

Zunächst einmal ist mir aufgefallen, dass es sehr viele und vor allem vielseitige vegane Produkte und Angebote gibt, von denen ich (und damit wohl auch viele andere Menschen) vorher noch nie etwas gehört habe. Ausserdem ist vegan offensichtlich gerade sehr “in”, was die Auswahl und damit unseren Chancen, Partner zu finden, erhöht.

Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Frage natürlich, welche davon unser noch ziemlich am Anfang stehendes Projekt am effektivsten und nachhaltigsten unterstützen können… und was wir dafür im Gegenzug bieten können, ohne uns zu “verkaufen”.

Eine Überlegung, die ich auf jeden Fall weiterfolgen möchte, ist, wie wir Onlineshops oder andere nicht-klassische Angebote wie Zeitschriften und Events auf unserer Plattform einbeziehen können.

Wie gefällt dir das Summerpreneurship Programm? Ergänzt es sich gut mit dem, was du bei Veganaut machst?

Das Summerpreneurship-Programm für uns Praktikant*innen findet jeweils am Freitag im Impact Hub in Zürich statt. Wir tauschen uns untereinander aus, nehmen an Workshops teil… und natürlich steht auch Networking auf dem Programm.

Bis jetzt bin ich nach jedem Freitag voller neuer Ideen und Kontakte nach Bern zurückgekehrt, die ich dann gleich in meine Arbeit für Veganaut einbauen konnte.

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