Simon Aberhard hat einen Blog auf saoiaebi.com, wo er über Tierrechte und Veganismus, Bildungspolitik, Kirchenglocken, Banken, Popkultur, Anti-Pelz-Aktionen und vieles mehr schreibt. In vielen dieser Themengebiete engagiert er sich auch als Aktivist . Und ab sofort wird er den Veganaut-Blog mit seinen Gedanken bereichern. – Hier ist mein Interview mit ihm. Wir haben es per Whatsapp geführt, deshalb all die Smileys.
Sebastian Leugger: Simon, du hast – ich glaube während du in Olten lebtest – in Lyon einen veganen Stammtisch gegründet. Wie kam es dazu?
Simon Aeberhard: Das mit Lyon ist eine sehr komplizierte Story. Zusammengefasst ging es ungefähr so: Ich wollte mit einem Kollegen nach Lyon (die zweitgrösste Stadt Frankreichs und doch kennt sie niemand – im Gegensatz zu Paris) und dort war sich auf der Online-Plattform “meetup” gerade eine vegane Gruppe am Auflösen. Da ich sie retten wollte, aber die Übernahme auf meetup gekostet hätte, kreierte ich eine neue Gruppe auf facebook und lotste alle Leute dorthin. So war ich plötzlich als Tourist der Gründer einer veganen Gruppe in Lyon geworden. Danach habe ich vier Mal im Jahr einen veganen Stammtisch organisiert und dort ein bisschen Veganismus gepusht. Aber irgendwann war die Motivation dann verflogen und ich trat quasi in den Ruhestand.
Aber dieser Ruhestand gilt nur für Lyon, oder?
Ja, ich habe jetzt wieder mehr Zeit für andere Städte und Veganaut-Projekte. Mein Ziel ist es, in möglichst vielen Städten, die ich besuche, solche einmalige vegane Events zu organisieren (also nur als Event-Organisator und nicht mehr als Gruppengründer ;-)). und das Tolle dabei ist: Man lernt nicht nur neue Leute in einer neuen Stadt kennen, sondern man ermöglicht dadurch auch positive, soziale Erlebnisse für viele Leute. Und wenn ein “Tourist” wie ich so etwas organisiert, zeigt das für die “Einheimischen”: Jede(r) kann etwas bewegen, wenn er/sie denn möchte. 🙂 Ich hoffe, dass ich so einige von ihnen motivieren kann, selber aktiv(er) zu werden.
Andere Frage, wie bist du eigentlich auf veganaut.net gekommen?
Veganaut bin ich zum ersten Mal an meinem ersten veganen Stammtisch in Bern im “cha cha” begegnet. Jemand hatte so einen Sticker aufgelegt und den hab’ ich dann mitgenommen (Sticker faszinieren mich irgendwie :-D). Am Anfang nutzte ich Veganaut gar nicht und der Sticker landete auf einem selber gesbalteten Katzenhäuschen, wo er übrigens immer noch klebt (neben einem “I love animal rights” Sticker). Meine innige Leidenschaft für Veganaut entwickelte sich erst später. Wahrscheinlich deshalb, weil ich sowieso gerne Ferien plane (also zum Beispiel, wo es vegane Restaurants oder tolle Bars gibt etc.) und deshalb schien es nur logisch, dies zukünftig auch öffentlich zu tun, damit auch andere davon profitieren können. Das war also quasi der Anfang meines Veganaut-Engagments. 🙂
Als du dich als neuer User bei veganaut.net registriert hast, hatt Töbu mit Abstand am meisten Restaurants und Läden eingetragen. Ich dachte damals, den holt nie jemand ein. Mittlerweile steht dein Pseudonym SaoiAebi ganz oben auf der Rangliste und Töbu ist weit abgeschlagen auf dem zweiten Platz. Wie fühlt es sich an, an der Spitze zu sein?
Stimmt, anfangs war Töbu meilenweit entfernt, was die Veganautpunkte anbelangte. Aber ich betrachtete das Ganze auch nie als eine Art Competition. Erst so auf der Zielgeraden dachte ich: “Okay, jetzt will ich ganz an die Spitze!” 😀 Dass ich jetzt ganz vorne bin, ist noch lustig, weil es natürlich auch zeigt, wie viel Energie ich in Veganaut hinein “buttere” (darf denn der Veganer “Butter” sagen? Ja, er darf! ;-D). Aber es hat noch viel Platz nach oben respektive noch viele Orte, die noch nicht vegan-technisch erschlossen sind. Deshalb bin ich noch lange nicht am Ziel. Auf internationaler Ebene gibt es noch viel zu tun. 🙂
Du wirst in Zukunft für den Veganaut-Blog schreiben. Hast du schon Pläne, worüber du schreiben willst?
In Frage kommt alles, womit ich mich rund um den Veganismus beschäftige. Ob es bloss ein gewöhnlicher Food-Reiseblog sein wird, kann ich ehrlich gesagt noch nicht sagen. Vielleicht kommen da dann auch autobiografische Stories rein. Oder rein fiktive. 😉 Jedenfalls lass ich mir mal noch eine gewisse künstlerische Freiheit offen. Aber ich werde so eine Art Veganaut-Botschafter sein. Oder ein Food-Diplomat.
Haha, das tönt gut. Und wo auf der Welt hat es dir als Food-Diplomat kulinarisch bis jetzt am besten gefallen?
Ja, über kulinarische Höhepunkte werde ich wohl auch schreiben. Die gibt es schon hin und wieder auf meinen Reisen. Im “Gratitude” in München habe ich beispielsweise so lecker gegessen, dass ich dort jetzt immer hingehen muss, wenn ich wieder mal in München sein sollte. Auch das “Max Pett” in München war klasse, vor allem, wenn man gerne schwäbisch-klassische Küche in vegan kennenlernen möchte. Und im “Tushita Teehaus” gab’s unglaublich tolle vegane Kuchen. Oder das “Soya” in Paris, das war auch ganz grosse Klasse. Und im “Rice & Fish” habe ich bisher mein bestes veganes Sushi gegessen. So, aber zu sehr will ich jetzt auch nicht spoilern. 😛
Und wie sieht es in deiner unmittelbaren Umgebung aus? Du bist ja vor einer Weile nach Basel gezügelt.
Ja, ich hoffe, dass ich bald auch von veganen Restaurants in Basel schwärmen kann. In der Schweiz gibt’s diesbezüglich noch viel Luft nach oben, besonders was rein pflanzliche Restaurants und Cafés anbelangt. Dafür bräuchte es aber natürlich auch mehr Stammkundschaft und vegan-interessierte Konsumenten und Konsumentinnen (sonst klappt das wohl langfristig nicht). Vielleicht kann ich ja mit meiner zukünftigen Veganaut-Tätigkeit die Leute etwas dazu verführen, mehr Cafés und Restaurants mit einem veganen Angebot zu besuchen. Das wäre dann ein sehr lustvoller Aktivismus. 🙂