11’000 Becher veganes Eis! (Vegan in München)

Nach den letzten beiden Reise-/Foodblog-Beiträgen über London und Kopenhagen hat es SaoiAebi gleich zweimal hintereinander nach München verschlagen, wo er sich dort die vegane Szene etwas genauer angeschaut hat.

PART I

München liegt echt nahe an der Schweiz – je nach Zugverbindung ist man ab Zürich in bereits vier Stunden dort. München ist aber auch aus anderen Gründen eine Reise wert: Es gibt zahlreiche Museen und insgesamt viel Kulturelles zu erleben; man kann lange Spaziergänge durch grüne Parks tätigen (vor allem durch den bezaubernden Englischen Garten… also zumindest im Sommer… und wenn man keine Mühe mit ein paar Nudisten mittleren Alters hat…); es gibt viele tolle Bars, in welchen man im schummrigen Licht einen Drink, ein Bier oder eine hausgemachte Limo geniessen kann; auch gibt es zahlreiche Fair Fashion Geschäfte, wo man ohne schlechtes Gewissen shoppen kann; und – last but not least – gibt es auch eine grosse Menge an veganen Restaurants und Cafés in München.

Wir beginnen unsere kulinarische Reise eigentlich nicht wirklich in München, sondern eher irgendwo in Asien. Im Tushita fühlt man sich nämlich sofort in ein japanisches Teehaus versetzt.

Die Stimmung war geradezu magisch, als ich an meiner unglaublich aromatischen Grüntee-Mischung nippte und draussen den Schnee langsam und behutsam herunterfallen sah. Aber auch die zwei Frühstücksangebote (z.B. Goldhirse-Porridge mit Zimt und Bananen) sind absolut empfehlenswert. Schliesslich gönnte ich mir dann noch einen der zahlreichen und ausschliesslich veganen Kuchen. Die Wahl fiel dieses Mal auf einen Avocado-Schokolade-Kuchen, da ich sonst selten mit Avocado koche, geschweige denn backe.

Doch nicht nur das Tushita gehört zu meinen absoluten Favoriten in München; auch das Max Pett ist für mich bei jedem München-Besuch ein absolutes Muss! Denn das Max Pett bietet weder irgendwelche exotischen Health Food Bowls noch irgendwelche trendigen Spirulina-Algen-Smoothies, sondern vorwiegend eine gutbürgerliche, schwäbische Küche an – einfach in vegan.

So hatten wir als Vorspeise eine Art Auberginen-Cashew-Carpaccio mit hausgemachtem Kräuterpesto (siehe oben). Als Hauptgang wählte ich dann das Tagesmenü, nämlich „Käse“spätzle mit gerösteten Zwiebeln und einem gemischtem Salat (sooo lecker!), und meine Begleitung bestellte eine Bethlehem Bowl mit Falafel und saisonalem Gemüse (siehe unten). Ein Nachtisch durfte natürlich in den Ferien (naja, eigentlich generell) auch nicht fehlen. Für den sehr empfehlenswerten veganen Kaiserschmarrn reichte mein Fassungsvermögen des Magens leider jedoch nicht mehr aus.

Die nächste Station war dann ein bisschen abseits von Münchens üblichen Pfaden. Südlich der Isar gibt es nämlich ein relativ neues vietnamesisches Restaurant: Das Charlie, welches im hinteren Teil des Restaurants auch eine ziemlich authentische eingerichtete vietnamesische Bar beherbergt und an Wochenenden gar als Club fungiert. Wir kamen aber nur den leckeren Speisen wegen.

Das nächste Restaurant, welches ich aufsuchte, war und ist etwas ganz Besonderes, denn der Name Café Katzentempel ist wortwörtlich zu nehmen: In diesem Bistro streunen nämlich sechs Katzen herum, die es sich teilweise sogar auf den Schultern gemütlich machen.

Vor einiger Zeit ass ich dort mal ein Gemüse-Curry, welches mich damals nicht so richtig zu überzeugen vermochte. Beim Besuch letzten Dezember gab es dieses Mal eine Frühstücksauswahl und die war echt schmackhaft (vor allem die Kombination des frischen Brots mit hausgemachtem Hummus und Rührtofu). Definitiv ein Besuch wert – nicht nur der aus Tierheimen geretteten Katzen wegen.

Für die Rückreise mit dem Zug schauten wir dann noch im Hans Im Glück vorbei. Diese Restaurant-Kette, welche mittlerweile 32 Filialen umfasst (u.a. offenbar eine in Muri bei Bern?), bietet mittlerweile vier verschiedene vegane Burger (mein Favorit ist der „Fabelhafter“) an, welche man auch To Go haben kann. Interessanterweise kann man den Beilagensalat auch zum Mitnehmen bestellen, kriegt dafür jedoch kein Besteck. Als wir dieses Problem anmerkten, meinte der Angestellte ziemlich gelangweilt, wir könnten sonst zwei Metall-Gabeln mitnehmen.

Naja, wäre auch eine Option gewesen. Irgendwie.

PART II

Der zweite Aufenthalt in München startete nicht in einem Café, sondern in einem Fair Fashion Store, also einem Kleidungsgeschäft, welches ausschliesslich fair gehandelte und nachhaltig produzierte Mode anbietet. Das Tolle an DearGoods (es gibt übrigens einen zweiten Store im Glockenbach-Viertel) ist, dass es ausserdem auch nur vegane Produkte anbietet. So kann man dort beispielsweise Jeans von Wunderwerk, Shirts von ArmedAngels, Schals von recolution, Socken mit lustigen Motiven von thought!, sehr warmen Parkas von Hoodlamb oder tolle vegane Taschen in Lederoptik von Matt & Nat kaufen.

Übrigens gibt es in München noch weitere Fair Fashion Geschäfte: Das ebenfalls komplett vegane Modegeschäft Veganista sowie Phasenreich, welches jedoch nicht ausschliesslich tierfreie Textilien (und Snacks) anbietet.

So, wieder zurück zum Essen. Mein dritter absoluter Restaurant-Favorit in München ist neben dem Tushita und dem Max Pett das Gratitude. Zwar ist die Preisklasse dort leicht gehoben, aber dafür kriegt man neben einer wunderbaren Atmosphäre auch sehr spannende und exquisite Kreationen auf dem Teller serviert. Ich wählte die angebratenen Avocado-Schnitten mit Tempeh an einer scharfen Heidelbeer-Sauce mit saisonalem Gemüse und Papadam. Ich werde grad wieder hungrig, wenn ich das schreibe…

Für den Morgen danach ging ich ins Ooh Baby I Like It Raw, welches mich jedoch etwas enttäuschte, weil es nicht mehr so vegan-freundlich war, wie ich im Vorfeld im Internet gelesen hatte. Ansonsten schmeckte mir jedoch das auch optisch ansprechende Soja-Birchermüsli sehr gut.

Am Mittag ging ich dann wieder in ein All-Vegan-Restaurant, nämlich in das Siggis. Dort interessierte mich am meisten das gutbürgerliche, schwäbische Menü, welches aus angebratenen Pilzen, Kartoffeln, einer Art Coleslaw sowie Gemüsepuffer bestand. Während mich hier das auf Ethik und Aufklärung ausgelegte Restaurant-Konzept ansprach, war die Speise etwas lauwarm – wahrscheinlich aufgrund der gigantischen Ladung an Mayo-Sauce, welche doch einige Aromen mit ihrer Präsenz deutlich dominierte. Der heisse Ingwer-Orangen-Minze-Tee war hingegen tadellos.

So, kommen wir nun zum Titel dieses Beitrags – immerhin scheint zunächst vielleicht etwas unklar, was mit diesen 11’000 Bechern Eis gemeint ist.

Interessanterweise handelt es sich dabei nicht um eine literarische Übertreibung oder so; denn in der Tat gab es einen Online Aufruf, um an einer sehr grossen Anti-Foodwaste-Aktion teilzunehmen, um 11’000 Becher veganes Eis von Made With Luve zu retten. Trotz winterlicher Kälte schien diese Idee einladend, da die Sonne für herrliche Frühlingslaune sorgte. So erstaunte es nicht, dass dann tatsächlich unzählige Leute (nicht nur Veganer*innen) vor dem Lastwagen eine Traube bildeten, um sich etwas Eis zu ergattern.

Einige langten auch kräftig zu und legten sich gleich einen Eis-Vorrat für die nächsten Monate zu, wie diese Bilder nahelegen. Auch für meine Couchsurfing-WG gab es abends (und die Tage drauf) viel leckeres Lupineneis.

Da ich aber wusste, wie viel 11’000 Becher sind, ging ich etwas später nochmals zu der Abgabestelle hin, um noch ca. 14 Becher Eis mitzunehmen und dann einfach an Leute zu verteilen – das wäre dann eine doppelt gute Tat; denn wer freut sich nicht über gratis Eiscreme an einem sonnigen Tag?

An der Uni wurde ich schon mal ein paar Becher los und auch ein paar Passanten liessen sich das Angebot auch nicht nehmen. Toll an der Aktion war natürlich auch, dass man gleichzeitig auch noch etwas Werbung für veganes Eis machen kann und die Leute erkennen, dass man nicht zwingend tiefgefrorenes Eutersekret einer anderen Spezies zu sich nehmen muss, wenn man mal Lust auf Eis hat.

Eigentlich wollte ich aber auch ein paar Leute mit Eis versorgen, welche am Rande der Gesellschaft lebten, weshalb ich ein paar Student*innen fragte, bei welchen Plätzen, Stationen etc. ich am ehesten auf Obdachlose oder in München gestrandete Flüchtlinge treffe. So irrte ich dann bald darauf rund um den Karslplatz herum und verteilte dort die restlichen Mengen an Eisbechern an Menschen ohne festen Wohnsitz, welche das Eis zunächst etwas misstrauisch begutachteten, sich dann aber fast kindlich darüber freuten. Schliesslich hatte mein Vorhaben also noch ein vierter positiver Effekt. (Naja, eigentlich müsste ich auch noch dazu rechnen, dass mir selber die ganze Aktion ein tiefes Gefühl von Zufriedenheit gab…)

Am Abend dieses ereignisreichen Tages habe ich dann noch ein veganes Abendessen im pflanzenbasierten Restaurant AnSa über die Facebook-Gruppe München vegan organisiert, welches gesunde und frisch zubereitete vietnamesische Gerichte anbietet. Da ich jedoch noch kaum jemand in München kannte, hielt sich der Andrang für den Event in Grenzen. Gleichwohl waren wir am Schluss immerhin acht Leute, die sich vorher noch nie gesehen und getroffen hatten.

Der Abend war insgesamt sehr lustig und die Gerichte echt lecker! Viele von uns haben einfach 2-3 unterschiedliche Vorspeisen gewählt, statt sich bloss für eine Hauptspeise zu entscheiden. „Leider“ waren einige Vorspeisen schon ziemlich gross, so dass man spätestens nach der dritten ziemlich voll war – so konnte ich gar nicht mehr den Klebereis mit gekochter Banane essen, auf welchen ich mich eigentlich sehr gefreut hatte.

Am Tag meiner Abreise schaute ich dann noch in Wagners Juicery bestellte dort eine Acai Bowl. Das ist eigentlich eine Art Granola-Müsli mit frischen Früchten, allerdings mit einer Smoothie-Basis und nicht mit pflanzlicher „Milch“ oder irgendeinem veganen Joghurt. Die Bowl war eigentlich sehr lecker und wirkte auch sehr gesund; aber die Smoothie-Pulpe, welche wohl mehrheitlich aus einer gefrorenen Beerenmischung bestand, war so kalt, dass ich nach dem Verzehren ein halbe Stunde später Bauchkrämpfe kriegte, was jetzt nicht gerade optimal war… (Interessanterweise hatte ich am Vorabend nach dem Eis-Essen keine Probleme, obschon auch dort viel kalte Flüssigkeit in meinem Magen landete.)

Aber auch diese Schmerzen gingen irgendwann wieder vorbei und so verliess ich diese spannende, vegan-freundliche Stadt und freute mich schon wieder auf die nächste Reise nach München – trotz des immer noch etwas mulmigen Bauchgefühls.

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